Linuxevent / DVD

From: Wilfing Herbert (Herbert.Wilfing@telekom.at)
Date: Don Jan 13 2000 - 18:54:47 CET


Hallo!

Angeregt durch einen Artikel auf http://www.blackserver.at/linux ("Es gibt
eine Alternative!") möchte ich Euch fragen, ob wir gemeinsam erneut einen
Linuxevent veranstalten.
Ein netter Zeitpunkt wäre um den 17. Februar 2000.
Ein guter Ort ist Linz.
Mit bewährter Untersützung versuche ich eine location zu organisieren.
Ich hoffe, ihr seid wieder alle dabei!

Sonst läuft zur Zeit die "open DVD campaign"
Worum geht´s: wegen mangelnder DVD-Unterstützung für Linux haben ein paar
norwegische _Buben_ durch legales reverse-engeneering ein tool entwickelt,
welches es ermöglicht, dass legal erworbene Video-DVDs auf Linuxrechnern
abzuspielen.
Der DVD-Lobby gefiel das nicht, weil sie befürchtet, dass die Kontrolle über
die Technologie und daher über die Verbreitung der filme in verschiedenen
Weltgegenden zu verlieren.
Also schickt sie den Buben ein paar Anwälte ins Haus, die mit Klagen wegen
Raubkopierens etc drohen. Die Buben haben nicht das Geld der Filmindustrie
und denken sich: da lassen wir uns nicht drauf ein.
Mittlerweile ist das tool und der Source-Code aber im Netz verfügbar und
x-mal gespiegelt.
Ergo schickt die Lobby wieder ihre Anwälte aus, diesmal um gegen die
Spiegler mit denselben falschen Anschuldigungen vorzugehen.
Um die Sache abzurunden drohen sie auch noch allen, die auf die mirrors
verweisen oder auf die Verweise verweisen. (unter anderem quintessenz).
Angezündet hat das ganze letztlich die Linux-Partie in Norwegen. Sie waren
auch als erste den pressionen ausgesetzt.
Die Sympathie in Open Source und Linux kreisen für die Sache ist
entsprechend groß. Auch das Expertentum, wie man auf slashdot nachvollziehen
kann. Unter anderem hat sich der Eric Raymond sehr luzide zu der Sache
geäußert.
Englisch: http://www.opendvd.org/esr.html
Deutsch: http://www.primavista.at/2000/01/20000103001.htm
Da wir eine breite Unterstützung haben wollen ziehen wir das ding über die
Redefreiheit und nicht über die Linux-Schiene auf.
Vielleicht ist das ganze von Interesse, darum der folgende Text in
deutsch|english zum Weiterreichen.
Sollte allgemeiner Konsens bestehen, könnten wir die nachfolgende Petition
unter dem Namen der "Linuxevent-Instrukteure-Austria" (oÄ) unterzeichnen.

Hier also der Text:
=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=-=
Zur Verteidigung der freien Meinungsäußerung im Internet
Die hier unterschreibenden Mitglieder der "Global Internet Liberty Capaign"
(einer Koalition von weltweit mehr als 50 Menschenrechtsgruppen) glauben,
dass die Klage der Digital Versatile Disc Copy Control Association [DVD-CCA]
gegen duzende Personen einen deutlichen und schädlichen Einfluss auf die
Redefreiheit haben kann.
Wir sind der Meinung, dass es den Besitzern von geistigem Eigentum nicht
erlaubt werden darf, ihre Eigentumsrechte auf Kosten der Redefreiheit, des
legalen reverse-engineerings von Software aus Kompatibilitätsgründen und der
Diskussion von technischen oder wissenschaftlichen Themen, auszuweiten.
Die Klage der DVD-CCA steht im direkten Widerspruch zur
Menschenrechtskonvention der Vereinigten Nationen und des ersten Zusatzes
zur Verfassung der Vereinigten Staaten.

DER RECHTSSTREIT
Kurz nach Weihnachten hat die Digital Versatile Disc Copy Control
Association (DVD-CCA) in Californien eine Klage gegen weltweit verstreute
Personen eingebracht, die Informationen zu dem DVD Verschlüsselungssystem
(Content Scrambling System (CSS)) oder Verweise zu dieser Information im
Internet publizierten.
Die Klage stützt sich auf die Behauptung, dass das reverse-engineering (d.h.
das Ableiten des Funktionsprinzips aus dem fertigen Produkt) des DVD CSS
"unlauteres" (Par. 18) und "unerlaubtes" (Par. 20) ein "ungerechtfertigtes
Verschaffen von Betriebsgeheimnissen" (Par. 21) bzw. "unerlaubte Verwendung
von CSS Informationen im Besitz der DVD-CCA, welche auf illegale weise
erworben wurde" (Par. 22) darstelle.
Die DVD-CCA blieb bis jetzt jeglichen Beweis für diese Anschuldigungen
schuldig, auch vor Gericht werden sie es wahrscheinlich nicht schaffen, dies
zu belegen.
In der Klage wird behauptet, dass die Beklagten die Geschäftsgeheimnisse und
weitere Rechte an geistigem Eigentum der Vereinigung verletzen, indem sie
den Quellcode zur Dekodierung von DVDs publizieren oder besprechen (oder
auch nur auf andere Stellen verweisen, die dieses tun), welcher jedoch auf
legalem reverse-engineering beruht.
Ganz im Gegenteil, die von der DVD-CCA angegriffenen Personen haben sich
lediglich an legitimer und grundgesetzlich geschützter Meinungsäußerungen
(Software, textuelle Beschreibungen und Diskussionen) über CSS beteiligt.
Diese Meinungsäußerungen wurde auf keinerlei weise von den geheimen
Dokumenten der DVD-CCA kopiert oder abgeleitet.
Der Urheberschutz (Copyright) gesteht keine Rechte an Ideen zu, sondern
schützt lediglich eine konkrete Formulierung einer solchen. Analog dazu
betreffen die Gesetze zum Schutz von Geschäftsgeheimnissen nur jene
Personen, die diese kennen und sich zur Geheimhaltung verpflichtet haben;
jedem anderen steht es frei, die Geheimnisse unabhängig zu entdecken.
Die Ideen, die hier diskutiert und implementiert wurden, stammen aus einer
Untersuchung eines DVD Produktes ("reverse engineering"), was in den meisten
Ländern legal ist. Sogar der Digital Millennium Copyright Act, der 1998 in
den USA beschlossen wurde, enthält in Sektion 1201(f) eine Klausel, die das
reverse engineering einer Kopierschutzeinrichtung zum Zwecke der
Interoperabilität zwischen Computersystem explizit erlaubt.
Der Quelltext ("DeCSS") um dem es sich hauptsächlich dreht wurde geschrieben
(von dritter Seite, nicht von den Beklagten), um auch unter Linux
DVD-Laufwerke und Inhalte zu nutze, da die DVD-Industrie nicht die dazu
nötige Software anbietet.
In der Klageschrift macht die DVD-CCA jedoch die höchst fragwürdige
Behauptung, dass der eigentliche Zweck des Quellcodes die Ermöglichung
illegalen Kopierens von DVDs sein.
Laut Experten (u.A. Eric S. Raymond) hat CSS nichts mit Kopierschutz zu tun.
Wie auch die DVD-CCA weiß, können DVDs auf andere Art dupliziert werden,
ohne dass dazu DeCSS benötigt wird. Die Idee, dass DeCSS eine Rolle in der
Verteilung von raubkopierten Filmen über das Internet spielen soll, ist
absurd. Mit einem aktuellem Modem würde die Übertragung eines Filmes über
eine Woche dauern.

DER WAHRE HINTERGRUND
Das eigentliche Ziel der CSS Technik und dieser Klage ist zu verhindern,
dass Filme, die in einem Teil der Welt gekauft wurden, auf DVD-Geräten in
einem anderen Teil abgespielt werden können. Die Filmindustrie fürchtet sich
schlicht vor einem Verdienstentgang, wenn ein in den USA auf DVD verfügbarer
Film in Europa, Asien oder Südamerika auf DVD-Spielern betrachtet werden
kann, bevor dieser dort in den Kinos gelaufen ist. (Daher verlangt die
Filmindustrie auch von den Herstellern von DVD-Hardware, dass diese die
Produktion und den Verkauf von "world zone players" einstellen, die DVDs
unabhängig von der Zone abspielen können.)
Die DVD-CCA verkauft auch Lizenzen an die Hersteller von DVD Hard- und
Software, die das Abspielen von DVDs auf Mac und Windows Computern erlaubt.
DeCSS und verwandte Projekte ermöglichen die Programmierung von DVD Playern
als Freeware, welche in Konkurrenz zu den kommerziellen Produkten treten
würden. Das, so die Ängste der DVD-CCA, würde ihre Lizenzeinnahmen
gefährden.
UNSERE MEINUNG
Wir, die hier unterschreibenden Mitglieder der Global Internet Liberty
Campaign, glauben dass diese Klage eine negativen Einfluss auf die
Redefreiheit haben kann. Unserer Meinung nach steht die Handlungsweise der
DVD-CCA in direktem Widerspruch zur Menschenrechtskonvention und dem ersten
Verfassungszusatz der USA, da es um die Verbreitung von legal erworbener
Information geht.
Wir protestieren gegen den Versuch der DVD-CCA, die Unterscheidung zwischen
Publizieren am eigenen Webserver und bloßem Verweisen auf externe Quellen zu
verwischen.
Die Vorgehensweise der DVD-CCA erzeugt den Eindruck, dass die DVD-CCA auf
schnelles Gefügigmachens des kleinen Mannes durch rechtliche Schritte,
verbunden mit viel Geld für Anwälte, setzt.
Wir sind der Meinung, dass es den Besitzern von geistigem Eigentum nicht
erlaubt werden darf, ihre Eigentumsrechte auf Kosten der Redefreiheit
auszudehnen, insbesondere wenn besprochen wird, auf welche Weise Konzerne
die Verbreitung von wissenschaftlichen Erkenntnissen behindern.
Wir glauben, dass die DVD-CCA versucht, mittels der Gesetze zu geistiges
Eigentum die freie Meinungsäußerung im Cyberspace zu untergraben.

....................................................................
In Defense of Free Speech on the Internet We, the undersigned members of the
Global Internet Liberty Campaign - a coalition of more then 50 civil liberty
groups worldwide - believe that the lawsuit of the Digital Versatile Disc
Copy Control Association [DVD-CCA] against dozens of people worldwide may
have a severe and harmful impact on free expression. We believe that
intellectual property owners should not be allowed to expand their property
rights at the expense of free speech, legal reverse-engineering of software
programs for interoperability reasons and discussions of technical and
scientific issues on the internet.
DVD-CCA's lawsuit is in direct conflict with United Nations human rights
accords and the First Amendment of the United States Constitution.

THE CASE
Just after Christmas the Digital Versatile Disc Copy Control Association
(DVD-CCA) filed a case in California against people around the world who
published information about the DVD Content Scrambling System (CSS), or
links to such information, on the internet.
The root of the case is the allegation that the reverse-engineering of the
DVD CSS system was "improper" (paragraph 18), "unauthorized" (para. 20),
"wrongfully appropriating proprietary trade secrets"(para. 21), unauthorized
use of proprietary CSS information, which was illegally "hacked" (para. 22).
The DVD-CCA have yet to provide substantial proof of these allegations, and
they are unlikely to be proven true in a court of law.
In their lawsuit, they claim that the defendants are violating the
association's trade secrets and other intellectual property rights by
publishing and discussing the source code of (or simply linking to other
sites that publish or discuss) a legally reverse-engineered means of
decoding DVD discs.
On the contrary, the individuals targeted by the DVD-CCA have engaged in
legitimate, protected speech, which includes software, textual descriptions,
and discussions of DVD CSS. This speech is in no way copied or acquired from
the DVD-CCA's trade-secret documents.
Copyrights do not give anyone any rights in "ideas", but only protect the
exact form in which they are expressed.
Similarly, trade-secret law only controls people who agreed to keep it
secret and have been told the secret; other people remain free to
independently discover the secret.
The ideas being discussed and implemented were apparently extracted by
having an engineer study a DVD product ("reverse engineering"), which is
legal in most countries. Indeed, the 1998 United States Digital Millennium
Copyright Act provides specifically in section 1201(f) that reverse
engineering of a copy-protection encryption system is legal for reasons of
"interoperability" between computer systems.
The decoder source code at the center of the case, called "DeCSS", was
created (by third parties, not the defendants) to enable Linux computers to
utilize DVD drives and content, since the industry itself failed to produce
the necessary drivers for this operating system.
In the DVD CCA's claim, the DVD-CCA have made the highly questionable
suggestion that the source code's real purpose is to enable illegal
duplication of DVD discs.
Experts (e.g. Eric S. Raymond) have stated that CSS does nothing to prevent
piracy. In fact DVDs can be copied already by using other means, so nobody
needs DeCSS to duplicate DVDs and DVD-CCA knows this very well. The notion
that DeCSS could play a role in the distribution of pirated movies via the
internet is absurd. It would take over a week to download a movie with a
state of the art modem.

THE REAL BACKGROUND
The real objective behind CSS technology and this law suit is to prevent
movies sold in one zone of the world from being played on DVD players in
another zone. The movie industry simply fears to lose revenue, if a film
released in the US can be viewed on DVD players in Europe, Asia, or South
America, before it is shown in theaters there.
(The motion picture industry have recently demanded that manufacturers stop
producing and selling "world" zone players able to play movies sold in any
zone.) DVD-CCA also licences player manufacturers and software vendors who
have produced DVD player software for use on Mac and Windows systems.
DeCSS and related work enable the creation of new "rogue" DVD players in the
freeware realm, that compete with controlled commercial products. This,
DVD-CCA fear, would cut into manufacturing and licensing profits.

OUR POSITION
We, the undersigned members of the Global Internet Liberty Campaign believe
that this lawsuit may have a harmful impact on free expression. In our
opinion, the DVD CCA's actions are in direct conflict with United Nations
human rights accords and the First Amendment of the United States
Constitution, because the information that the programmers posted is legal.
We also object to the DVD-CCA's attempt to blur the distinction between
posting material on one's own web site and merely linking to it. If the
original reverse-engineering was legal, as we believe, then the subsequent
re-publication of the information is legal as well.
DVD-CCA's tactics have created the perception that the DVD-CCA believes in
swift oppression, using large bankrolls to send lawyers against little
people.
We believe that intellectual property owners should not be allowed to expand
their property rights at the expense of free speech - particularly when the
speech in question explains how companies have prevented the dissemination
of new scientific ideas.
We believe the DVD CCA is using intellectual property laws to subvert free
speech in cyberspace.
  
[Signatures]
FURTHER INFORMATION

The Global Internet Liberty Campaign
http://www.gilc.org
  
Factsheet from Opendvd.org
http://www.opendvd.org/journalists.html
  
Fascmile of the complaint for injunctive relief for misappropriation of
trade secrets by DVD-CCA
http://www.lemuria.org/DeCSS/dvd-v-500.htm
  
ZD-Net Article
http://cgi.zdnet.com/cgibin/printme.fcgi?stage=two&t=&pageurl=http://www.zdn
et.com/zdnn/stories/news/0,4586,241448 8,00.html
  
Wired article
http://www.wired.com/news/business/0,1367,33303,00.html
  
San Jose Mercury
http://www.sjmercury.com/svtech/news/indepth/docs/dvd122999.htm

Eric S. Raymond on the Case
http://www.opendvd.org/esr.html
 
German language analysis
http://futurezone.orf.at/futurezone.orf?read=detail&id=13421

ACTION
If you are concerned about this situation, please write to the DVD-CCA and
express your opinion:
DVD Copy Control Association, 225 B Cochrane Circle, Morgan Hill CA 95037,
USA
mailto:john.hoy@lmicp.com

http://www.dvdcca.org/dvdcca/index.html

Servus,
Herbert

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