Mittwoch | 26.06.2002 | http://futurezone.orf.at | OPEN NODE User markieren offene Funknetze "War-Chalking" als Sport für Eingeweihte Kreide-Symbole an Hauswänden oder auf Gehsteigen kennzeichnen ungeschützte WLANs Um nachfolgende Hacker über Existenz des offenen Netzes zu informieren Drahtlose Netzwerke etablieren sich zunehmend auch in Unternehmen: Die neu gewonnene Mobilität und Flexibilität lässt die so genannten WLANs [Wireless Local Area Networks] zu einer interessanten Alternative reifen. Doch keine Woche vergeht ohne neue Nachrichten über die Unsicherheit von Funknetzen. Da der Funkverkehr auch durch Mauern dringt, ist es leicht, Zugriff auf das Firmennetzwerk zu erlangen, ohne das Firmengebäude oder Büro direkt betreten zu müssen. Mehrheit der Wiener WLANs ungeschützt: Eine im April durchgeführte Untersuchung von Ernst & Young in Bezug auf das hohe Sicherheitsrisiko beim Einsatz von Wireless LANs zeigt, dass bei der Mehrheit der österreichischen Unternehmen zentrale Unternehmensdaten ungeschützt und damit frei zugänglich für alle sind. [4][IMG][5]80 Prozent der Wiener WLANs ungeschützt http://futurezone.orf.at/futurezone.orf?read=detail&id=119161 Sport: "War-Driving" und "War-Chalking" Die Suche nach offenen drahtlosen Firmennetzwerken hat sich in den USA und in Großbritannien bereits zu einem Sport für Eingeweihte entwickelt. Das "War-Driving" genannte Ansteuern offener Wireless-LAN-Verbindungen erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Mittels "War-Chalking" halten die "War-Driver" nun genau fest, wo sich die ungesicherten Netzwerke befinden. Mit Kreide werden Symbole an Hauswände oder auf Gehsteige gemalt, um nachfolgende Hacker über die Existenz des offenen Netzes zu informieren. Die Idee dazu hatte der Brite Matt Jones, der als frisch gebackener Besitzer einer WLAN-Karte einfach einmal ausprobieren wollte, was man damit alles anstellen kann. Und so, wie früher die Landstreicher Häuser markierten, in denen die Chancen auf eine warme Mahlzeit besonders gut waren, markieren Jones und viele andere nun offene WLANs. [6][IMG][7]"War-Driving": Mit dem Auto in fremde Firmennetze http://futurezone.orf.at/futurezone.orf?read=detail&id=116298 [8]Bildquelle: Drei Symbole Als Jones seine Idee auf seiner Homepage bekannt gab, wurden User und Medien darauf aufmerksam, und wenig später erwartete ihn eine wahre E-Mail-Flut an begeisterten User-Comments. Mit deren Unterstützung entwarf er drei Symbole, eines bezeichnet ungeschützte Funknetzwerke, eines symbolisiert geschützten Netze, und das dritte Zeichen markiert durch das Sicherheitsprotokoll WEP [Wired Equivalent Privacy] mittels Verschlüsselung geschützte Knotenpunkte. [9][IMG][10]Homepage von Matt Jones http://www.blackbeltjones.com/warchalking/ [11][IMG][12]Die drei Symbole zum Ausdrucken http://www.blackbeltjones.com/warchalking/warchalking0_9.pdf Kreide garantiert Aktualität "Viele Leute haben mich gefragt, warum wir denn nicht Sticker oder Farbe aus der Spraydose verwenden," sagt Jones. "Aber gerade durch die Kreide muss man immer wieder herumgehen, um die Symbole zu erneuern, und so wird auch die Gültigkeit jedesmal überprüft, und die Zeichen bleiben aktuell und richtig." Außerdem würden die Hausbesitzer auf die Kreide hoffentlich nicht gar so sauer reagieren wie auf Lackfarbe. Linux-Graffitis in San Francisco Damit bleibt ihnen wohl das Schicksal eines IBM-Angestellten erspart, der als persönlichen Support für die IBM-Linux-Kampagne in San Francisco 105 Mal "Peace, Love and Linux"-Graffitis hinterlassen hatte. Er sprayte jeweils ein Peace-Zeichen, ein Herz und einen Pinguin in dezentem IBM-Blau und wurde dafür mit 18.000 USD Strafe bedacht. IBM übernahm zwar die Geldstrafe; der Mitarbeiter wurde dennoch zu 30 Tagen "Arbeit für die Gemeinschaft" verurteilt. [13][IMG][14]18.000 USD Strafe für Linux-Graffiti http://futurezone.orf.at/futurezone.orf?read=detail&id=67408 Pros & Cons Einige Systemadministratoren haben zwar bereits ihre Bedenken zu dem Projekt geäußert, doch laut Jones soll es auch schon positive Reaktionen gegeben haben. "Wenn ein Admin dieses Zeichen vor seiner Haustür sieht, ist er gewarnt und kann darauf reagieren. Ich habe schon einige E-Mails von Systemadminstratoren bekommen, die von der Idee begeistert waren und sich die Symbole sogar an die Wand hängen wollten," erzählt Jones. Doch nicht nur die Administratoren beäugen das Projekt mit Misstrauen, auch Communities, die es sich zum Ziel gesetzt haben, WLANs voranzutreiben, sehen das Image durch die vermeintlichen Hacker-Aktivitäten geschädigt. © 2002 | alle Rechte vorbehalten